Maurice Saß
Kunstgeschichtliches Seminar
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg
Raum 116 (Hauptgebäude)
Telefon: +49 404 2838 8134
E-Mail: maurice.sass"AT"uni-hamburg.de
Projekt
Die Jagd stellte eine der wenigen frühneuzeitlichen Praktiken dar, deren gesellschaftlicher Stellenwert außer Frage stand, gleichwohl sie vor allem die körperlichen und sensitiven Fähigkeiten des Jägers herausforderte. Als höfisches Vergnügen war sie Macht- und Repräsentationsinstrument zugleich, insofern sie zur Inszenierung des Fürsten als männlich, potent oder souverän diente. Darüber hinaus machten die bildstiftenden Qualitäten der Jagd die Ars venationis zur beliebten Metapher für das unbedingte Streben nach etwa Liebe, Macht oder Weisheit. Vor diesem kulturellen Kontext sind schließlich auch die vielzähligen Portraits von Künstlern als Jäger zu verstehen, die im Mittelpunkt meines Post-Doc-Projektes stehen. Gleich ob als erfolgreicher Höfling, virtuoser Bezwinger der Tiere oder wildernder Grenzgänger zwischen Kultur und Natur offerierte das Bild des Jägers Anknüpfungspunkte zur Beschreibung der künstlerischen Arbeit. Denn die Natur zu observieren, ihrem Leben nachzuspüren, sich mit ihrer Kraft zu messen und ihre Bewegung einzufangen, war die Herausforderung von Jägern und Künstlern gleichermaßen. Beide hatten ihre Sinne zu schärfen und die Natur zu imitieren, um erfolgreich zu sein, sei es in der Nachahmung mit dem Pinsel, sei es in der Dressur zur Animierung ihrer tierischen Jagdgefährten. Beider Kunst beruhte auf Techniken der Sinnestäuschung, der Camouflage und optischen Fallen. Und beide waren Trophäen-Jäger, die danach strebten, die lebendige Natur zu ihrer bildlichen Beute zu machen.
Vita
Maurice Saß studierte Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft in Würzburg, Caen und München. Seine Dissertation schrieb er zu "Physiologien der Bilder. Naturmagische Felder des frühneuzeitlichen Verstehens von Kunst" (De Gruyter 2016). - Von 2009 bis 2012 war er Mitarbeiter im Kooperationsprojekt der Kulturstiftung des Bundes und der LMU München "Philosophie : Kunst". Von 2011 bis 2012 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 573 zu Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit an der LMU München. Seit 2013 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle Naturbilder / Images of Nature an der Universität Hamburg und arbeitet an einem Post-Doc Projekt zu den visuellen Kulturen der Jagd zwischen Früher Neuzeit und Moderne.
Publikationen:
Monographie:
Physiologien der Bilder. Naturmagische Felder frühneuzeitlichen Verstehens von Kunst. Berlin / Boston: De Gruyter 2016.
Herausgeberschaften:
Hunting without weapons. On the pursuit of images. Berlin: De Gruyter 2017.
Mutter Erde. Vorstellungen von Natur und Weiblichkeit in der Frühen Neuzeit. Katalog anlässlich einer Ausstellung in der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Petersberg: Peter Imhof 2017 (gemeinsam mit Iris Wenderholm)
Steinformen. Materialität – Qualität – Imitation. Berlin: De Gruyter (gemeinsam mit Isabella Augart / Iris Wenderholm; in Vorbereitung).
Naturalismen. Kunst, Wissenschaft und Ästhetik. Berlin: De Gruyter (gemeinsam mit Robert Felfe; in Vorbereitung).
Aufsätze:
Brüllen, Kratzen, Beißen Tierkämpfe und die Faszination animalischer Kräfte. In: Frank Fehrenbach / Robert Felfe / Karin Leonhard (Hg.): Kraft, Intensität, Energie. Zur Dynamik der Künste zwischen Renaissance und Moderne. Berlin: De Gruyter 2017, 162-176.
Imposant und Gefährlich. Bilder tierlicher Größe, Stärke und Aggression. In: Ausst.-Kat. Hamburg (Museum für Kunst und Gewerbe, 03.11.2017-04.3.2018): Tiere. Respekt, Harmonie, Unterwerfung. Hg. von Sabine Schulze. München: Hirmer 2017, 84-91.
„Actaeon ego sum.“ Der Jäger als Mensch und Tier. In: Wolfenbütteler Renaissance-Mitteilungen 1-2, 2016 (2017), 141-168.
Mit Herz und ohne Vernunft. Tiere und ihre Betrachter. In: Isabella Augart / Anna Pawlak / Lars Zieke (Hg.): Ars – Visus – Affectus. Visuelle Kulturen des Affektiven in der Frühen Neuzeit. Berlin: De Gruyter 2016, 183-202.
„Un altro Mercurio [...] Trimegisto [...] e ‘l mio buon Benvenuto.“ Antonio Allegrettis Beschreibung von Michelangelo und Cellini als Kinder Saturns. In: Die Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz 2, 2016, 278-282.