Matthias Krüger Ortsspezifik
Matthias Krüger, Sommersemester 2014
56-613 Ortsspezifik / Site-specificity
2st. Seminar
Di 14.00-16.00, ESA W, Rm 120
Ortsspezifik (oder englisch site-specificity) gehört seit den 1970er Jahren zu den Schlagworten einer sich oft bewusst jeder Institutionalisierung und Kommerzialisierung entziehenden Kunst. Site-specific ist ein Werk dann, wenn es formal, materiell oder ikonographisch auf die Eigenart (specificity) des Ausstellungsorts (site) Bezug nimmt. Site-specificity kann also sowohl durch die physische Einbettung oder Verankerung des Kunstwerks vor Ort hergestellt werden als auch durch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit diesem. In der Regel heißt dies zugleich, dass schon bei der Konzeption und Ausführung des Kunstwerks seinem späteren Aufstellungsort in irgendeiner Weise Rechnung getragen wird.
Im Seminar soll das Thema Ortsspezifik sowohl aus einer regionalen als auch einer globalen Perspektive angegangen werden. Die Hälfte der Sitzungen wird vor im öffentlichen Raum aufgestellten Hamburger Kunstwerken stattfinden. Hier sollen wie üblich Referate gehalten und diese anschließend diskutiert werden. In der anderen Hälfte der Sitzungen werden keine Referate gehalten. Stattdessen übernehmen Interessierte jeweils ein Kunstwerk zur Bearbeitung, zu dem sie in jeder dieser Sitzungen einen thematisch passenden Kurzbeitrag (von drei bis fünf Minuten) beizusteuern haben. Thema einer Sitzung wird beispielsweise der Aufstellungsort sein: Welche urbane, kulturelle oder politische Bedeutung ist ihm eigen? Ist er belebt oder isoliert, vielleicht sogar verödet? Wie ist er bepflanzt und bebaut? Eine andere Sitzung wird nach der konkreten Verankerung des Kunstwerks vor Ort fragen. Handelt es sich um eine permanente oder eine ephemere Aufstellung? Ist das Kunstwerk fest am Ort installiert? Verfügt es über einen Sockel? Eine weitere Sitzung wird sich mit der Form und Materialität des Kunstwerks beschäftigen? Inwiefern nimmt seine Gestaltung auf das Umfeld Bezug? Handelt es sich bei den Materialien, aus denen es geschaffen ist, um solche, die der Künstler vor Ort vorgefunden hat? Die Leitfrage wird dabei stets sein, ob und inwiefern das Kunstwerk auf den örtlichen Kontext reagiert. Dient es sich ihm an? Oder verweigert es sich ihm, indem es beispielsweise seiner Nutzung im Weg steht? Stellt es einen Kommentar auf die Geschichte des Ortes dar? Oder macht es Probleme, mit denen der Ort aktuell konfrontiert ist, sichtbar?
Leistungsanforderungen:
2 Punkte: aktive Teilnahme, Lese-Bereitschaft
4 Punkte: Referat (Essay oder eventuell Klausur), Lese-Bereitschaft
6 Punkte: Referat (Essay oder eventuell Klausur) + Hausarbeit, Lese-Bereitschaft
Einführende Literatur:
- Douglas Crimp: Redefining Site-Specificity, in: On the Museum's Ruins, Cambridge, 1993, S. 150-186.
- Kevin Melchionne: Rethinking Site-Specificity. Some Critical and Philosophical Problems, in: Art Criticism 12, no. 2 (1997), S. 36-49.
- Judith Rugg: Exploring Site-specific Art. Issues of Space and Internationalism, London 2010.